
Noch bevor die Bürgerschaft über die grundsätzlichen Ziele des Rahmenplanes und des Mobilitätskonzeptes entschieden hat, haben CDU und SPD für die Bürgerschaft am 23.05.2019 einen Antrag für einen Verkehrsversuch eingebracht. Danach soll die Beckergrube vor dem Theater probeweise für den Durchgangsverkehr gesperrt werden. Die obere Beckergrube wird dann „provisorisch“ umgestaltet und für Autos gesperrt. Nur Busse, Taxen, Fahrräder und E-Scooter können mit maximal Tempo 20 dort noch fahren. Für die entfallenden Parkplätze an den Parkuhren sind Ersatzparkplätze nachzuweisen.
Die Unabhängigen kritisieren diese Vorgehensweise als nicht zielführend. Der baupolitische Sprecher Frank Müller-Horn erklärt dazu: „Dieser Probelauf ist ein untaugliches Mittel, die Auswirkungen einer Verkehrsberuhigung durch die Herausnahme der Durchfahrt des motorisierten Individualverkehres zu erfassen. Diese Einzelmaßnahme führt in diesem Fall lediglich zu einer Verlagerung der Verkehrsströme über Hubbrücke – An der Untertrave – Holstentor. Der Erkenntnisgewinn wäre gleich Null. Die Realisierung des Ziels „kein Durchgangsverkehr in der Innenstadt“ ist als eine Gesamtmaßnahme anzusehen und entsprechend ganzheitlich umzusetzen. Nur so ist sichergestellt, dass sich der positive Effekt eines Verzichts auf Durchgangsverkehr flächendeckend auf die gesamte Innenstadt entfaltet“.
Der Vorsitzende der Unabhängigen Detlev Stolzenberg ergänzt: „Viele mit Lübeck vergleichbare Städte sind bei der Verkehrsberuhigung ihrer Innenstädte schon einen wesentlichen Schritt weiter. Durch die Priorisierung des Fußgänger- und Fahrradverkehrs gegenüber dem motorisierten Individualverkehr würde eine deutliche Steigerung der Attraktivität der Innenstädte erreicht werden. Dazu sind SPD und CDU offenbar noch nicht bereit. Die von den Verkehrsgutachtern empfohlene Reduzierung der Parkplätze im Straßenraum wird von den großen Fraktionen abgelehnt. Offensichtlich nehmen die Baupolitiker von SPD und CDU ein Scheitern des Mobilitätskonzeptes in Kauf. Dann würde der neue Rahmenplan in der Schublade verschwinden.“
Die Unabhängigen haben jetzt einen Änderungsantrag auf den Weg gebracht. Darin wird der Bürgermeister gebeten, ein Konzept für die Herausnahme des Durchgangsverkehrs vorzulegen und die Auswirkungen zu benennen. Zusätzlich sollen sämtliche Verkehrskreuzungen mit Ampelanlagen in der Innenstadt überprüft werden, um Maßnahmen abzuleiten, wie die Wartezeit des Fußgänger- und Radfahrverkehrs reduziert werden könnte. Dieser Schritt könnte nach Ansicht der Unabhängigen als erste, schnelle und kostengünstige Maßnahme des neuen Mobilitätskonzeptes umgesetzt werden. Die Unabhängigen beziehen sich dabei auf die Aussagen des Experten Prof. Dr. Wolfgang Haller während der Planungswerkstatt. Danach könnte bei entsprechender Umgestaltung der Verkehrsflächen auf alle Ampeln in der Innenstadt verzichtet werden.