Der Bürgermeister plant, für ca. 1 Million € sämtliche Unterrichtsräume der Lübecker Schulen mit digitalen, zentral vernetzten Messgeräten auszustatten. Die Geräte sollen verschiedene Parameter der Raumluftqualität (CO2-Gehalt, Feuchtigkeit, Temperatur u.w.) erfassen. Sie sind mit einem Ampelsystem versehen, das Lehrer und Schüler zu einem genau abgestimmten Lüftungsverhalten befähigen soll.
Zur Minimierung des Infektionsrisikos in den Schulen ist das zeitige Lüften elementar wichtig und es ist sinnvoll, dies nicht „ungefähr“ zu tun, sondern das Maß genau einschätzen zu können. Auch unabhängig von der Pandemiesituation sind Schulen dazu aufgefordert, für eine hygienisch unbedenkliche CO2-Konzentration (d.h.<1000ppm) zu sorgen, eine Voraussetzung für ein gutes Lernklima. Insofern sind CO2-Messgeräte eine gute und langfristige Investition für Schulen. Für 150 bis 250 € sind auf dem Markt solide Geräte zu erwerben. Einige Schulen in Lübeck haben sich bereits damit bestückt.
Die Unabhängigen bezweifeln, dass die vom Bürgermeister versprochenen Messinstrumente im Vergleich zu jenen lokalen Geräten einen nennenswerten Mehrwert für die Schulen erbringen. Umfragen an Lübecks Schulen haben diese Auffassung bestätigt: Die Kosten-Nutzen-Relation der Maßnahme ist in Frage zu stellen, die zusätzlich erfassten Parameter Luftfeuchte und Temperatur werden als überflüssig erachtet, die zentrale Vernetzung der Daten ist nicht notwendig. Lokale CO2-Messgeräte sind ausreichend.
Die Probleme mit den Räumen, die durch ihre Größe oder ihre mangelhafte Belüftungsmöglichkeit (z.B. keine Öffnung der Fenster oder keine Querstromlüftung möglich) von der Norm abweichen, bleiben bestehen.
Auch ist anzuzweifeln, ob eine Ausstattung sämtlicher Schulräume mit eigenen Messgeräten notwendig ist. In Hamburg hat man sich im November 2020 nach Konsultationen mit mehreren ExpertInnen gegen eine flächendeckende Installation von CO2-Messgeräten ausgesprochen. Nach einer Einschätzung des Umweltbundesamtes reicht eine Anschaffung von zwei bis drei Geräten pro Schule aus, wenn sie zur Lüftungsjustierung innerhalb der Schule weitergereicht werden.
Dazu erklärt Ute Rudloff, die für die Unabhängigen im Schulausschuss mitarbeitet: „Die Schulen brauchen kein weiteres digitales Vorzeigeprojekt des Bürgermeisters! Sie brauchen CO2-Messgeräte und zwar sehr rasch! Sie brauchen Belüftungsanlagen für die Räume, die schwer zu lüften sind. Daher setzten sich Die Unabhängigen für die Beschaffung von lokalen CO2-Messgeräten ein und für eine Bedarfsabfrage an allen Lübecker Schulen. Außerdem stehen die Fördermittel vom Land Schleswig-Holstein nur bis Ende Februar 2021 zur Verfügung. Danach müssen die Mittel aus dem Lübecker Haushalt 2021 beglichen werden, in dem sie nicht geplant sind (ca. 930.000 Euro netto, 1.106.700 Euro brutto).“
In diesem Sinne kündigen die Unabhängigen einen Änderungsantrag für die Bürgerschaftssitzung am 11. Februar an.