
Armut wiegt schwer – und gefährdet das gesellschaftliche Gleichgewicht.
Anlässlich der gestrigen Armutskonferenz fordert die neue Wählergruppe Die Unabhängigen ein kommunales Handlungskonzept gegen Armut in Lübeck. Diese Forderung hatte das Frauenbüro schon 2014 erhoben. In der Stadt Neumünster hat die Stadtvertretung im vergangenen Jahr solch einen gemeinsamen Handlungsrahmen beschlossen. Dazu erklärt Detlev Stolzenberg, Vorsitzender der Unabhängigen: „Trotz vieler Einzelmaßnahmen zur Bekämpfung von Armut und ihren Folgen nimmt Armut in Lübeck zu. Dabei haben alle Parteien und Wählergruppen ähnliche Ideen: von der Verbesserung der Kinderbetreuung über eine Jugendberufsagentur, ein Sozialticket und bezahlbaren Wohnungen. Dennoch passiert zu wenig, weil nicht gemeinsam an einem Maßnahmenkonzept gearbeitet wird, sondern jede Gruppe ihren eigenen Weg sucht und sich profilieren will. Wir fordern ein kommunales Handlungskonzept gegen Armut, in dem die konkreten Maßnahmen benannt, priorisiert und mit Durchsetzungsfristen versehen werden. Wir wollen kein „Weiter so“ sondern neue Wege, damit endlich Armut wirkungsvoller bekämpft werden kann.“
Stolzenberg kritisiert die vielen Ankündigungen und die mangelhaften Ergebnisse: „Bezahlbare Wohnungen entstehen nicht dadurch, dass man sie lautstark fordert und sich bei der Anzahl zu übertreffen versucht. 2016 sind tatsächlich nur 104 zusätzliche Wohnungen in Lübeck entstanden, auch weil ganz viele Wohnungen abgerissen werden. Wir fordern deshalb, den großflächigen Abriss alter Wohnungen für die nächsten Jahre aussetzen, um den Wohnungsdruck sofort zu lindern. Inzwischen reagieren Wohnungsbaugesellschaften darauf. Wir wollen auch eine Initiative starten, viele der 6.000 günstigen Wohnungen in Lübeck, die Fehlbelegt sind, Bedürftigen verfügbar zu machen. Nicht durch Zwangsmaßnahmen sondern durch Anreize, z. B. die Erstattung von Umzugskosten und die Unterstützung durch eine darauf ausgerichtete Wohnungsvermittlung. Das würde die Wohnungsnot armer Menschen sofort lindern.“