
Der kulturpolitische Sprecher der Unabhängigen und Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege Wolfgang Neskovic begrüßt die unlängst von Bürgermeister Lindenau in einem Interview der Lübecker Nachrichten erklärte Bereitschaft, auch freischaffende Künstlerinnen und Künstler in der Corona-Krise finanziell unterstützen zu wollen. Dabei ist es erfreulich, dass er ausdrücklich auch die vielen Mitwirkenden des Lübecker Theaters in den Blick nimmt, die seit Jahren nur auf der Basis von Honorarverträgen arbeiten.
Neskovic: „In den Gastverträgen dieses Personenkreises gibt es eine Regelung, bei denen der Honoraranspruch in Fällen höherer Gewalt entfällt. Diese Regelung bedeutet in der gegenwärtigen Situation der Coronakrise, dass die Betreffenden dadurch genauso wie viele andere Kleinunternehmer in existenzielle wirtschaftliche Not geraten. So wird das Betriebsrisiko komplett auf diesen Kreis von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen verlagert. Sie werden also schlechter gestellt als die festangestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Hier sind der Bürgermeister, die Geschäftsführung des Lübecker Theaters sowie der Aufsichtsrat des Theaters gefordert, eine solidarische Lösung herbeizuführen, um diesen Personenkreis vor existenzieller Not zu bewahren. So haben sich zum Beispiel die Theater in Bremen, Hof, Tübingen, Berlin, Hamburg, Oberhausen und Düsseldorf aus Solidarität bereit erklärt, die freiberuflichen Mitarbeitenden trotz der entgegenstehenden Vertragslage weiter zu bezahlen.
Aber auch die freien Theater, die in der vielfältigen Lübecker Kulturlandschaft einen unentbehrlichen Baustein darstellen, sind in der jetzigen Situation dringend auf Unterstützung angewiesen. Der Landesverband Freies Theater Schleswig-Holstein hat in einer Befragung der bei ihm organisierten Künstler und freien Theater ermittelt, dass bei einem Stillstand des Kulturbetriebes bis zum Sommer ein Einnahmeverlust von 500.000 € entstehen wird. Dieser Betrag dürfte noch höher sein, wenn man die Theater und Solokünstler mit einrechnet, die nicht im Landesverband organisiert sind.
Das Corona-Virus darf nicht zu einer Krise der Kultur führen. So ginge zum Beispiel ohne die kleinen privaten Theater, wenn diese infolge der Corona-Krise insolvent werden würden, ein Stück kultureller Lebensqualität in Lübeck verloren.
Bund, Land und Kommune müssen ihnen unter die Arme greifen. Ohne sehr schnelle und unbürokratische staatliche Hilfe besteht die Gefahr, dass das für eine starke Demokratie unverzichtbare vielfältige kulturelle Leben in Deutschland nachhaltig Schaden erleidet.
Deswegen muss auch die Hansestadt Lübeck ihren Anteil an entsprechenden Hilfeleistungen für Kulturschaffende erbringen. Der Bürgermeister ist daher aufgefordert, die 10 Millionen €, die von der Bürgerschaft als Unterstützung der von der Corona-Krise wirtschaftlich betroffenen Personen und Unternehmen bereitgestellt worden sind, auch für die Kulturschaffenden einzusetzen.“