
Nach dem Mobilitätskonzept für Travemünde ist das steigende Verkehrsaufkommen aufgrund der enormen Bautätigkeit und dem zu erwartenden Einwohnerzuwachs, nach Auffassung der Verkehrsplaner „über die bisherige Haupterschließung abwickelbar“. Dennoch beauftragte die Bürgerschaft im Mai 2019 die Verwaltung mit der Prüfung einer zweiten Haupterschließung. Aufgrund einer Anfrage der Unabhängigen im Oktober 2020 erklärte die Verwaltung mit der Prüfung ab Anfang 2021 beginnen zu wollen, eineinhalb Jahre später!
Das 2019 beschlossene Mobilitätskonzept ist eine Auflistung von Einzelmaßnahmen und gibt keine Antwort darüber, wie das zukünftige Verkehrsaufkommen unter Einbeziehung der Bahn, des ÖPNV und des Fährverkehrs zu bewältigen ist. Dieser umfassende Ansatz ist aber dringend geboten, um auf den Einwohnerzuwachs von knapp 3.000 BewohnerInnen zeitgemäß reagieren zu können.
Der Aufruf der acht Travemünder Vereine an den Bürgermeister mit der Forderung nach Erstellung einer Gesamtverkehrsplanung ist darum nachvollziehbar. Die Unabhängigen unterstützen das Anliegen, auch weil eine immer wieder angemahnte direkte Bürgerbeteiligung fehlt. Der Aufruf zeigt, dass sich die BürgerInnen Gedanken um die zukünftige Entwicklung ihres Stadtteiles machen. Die zusätzliche Mobilität der bereits eingetretenen bzw. zu erwartenden demographischen und touristischen Entwicklung trifft auf die schon jetzt vorhandenen Engpässe bei der Verkehrsabwicklung.
Auf dieser Einschätzung basiert auch schon der Bürgerschaftsbeschluss aus dem Jahre 2015: „Ein Gesamtverkehrsplan Travemünde ist erforderlich, weil die bevorstehenden großen Baumaßnahmen (Waterfront, neue Hotels und Wohngebiete) wesentlich mehr Verkehr erzeugen werden. Travemünde darf jedoch als Wohn- und Tourismusort nicht im Verkehr ersticken.“
Heino Haase, Travemünder Mitglied der Fraktion der Unabhängigen: „Bei den Planungen für die touristischen Bauten und die Erhöhung der Bettenzahl wurde vom damaligen Bausenator Boden und BM Saxe das Problem der Verkehrsinfrastruktur ausgeblendet. Das setzt sich bei den Wohnungsbaumaßnahmen der jüngeren Zeit fort. Fehler, die sich nur schwer beheben lassen. Die größte Chance zur Verbesserung wäre eine zweite Hauptzufahrt. Vorzugsweise parallel zur Bahntrasse. Diese ist die umweltverträglichste, kostengünstige und am schnellsten realisierbare Variante.“
Die weitere Forderung der acht Travemünder Vereine, die in der Planung befindlichen Bauvorhaben erst dann zu realisieren, wenn die Gesamtverkehrsplanung unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger erstellt und umgesetzt wurde, ist nur folgerichtig.
Ob dies aber auch bei der zeitaufwendigen Planung und Erstellung einer zweiten Zufahrt nach Travemünde darstellbar ist, erscheint allerdings fraglich.