Neubaumiete für € 8 €/qm ist möglich: Neue Wege bei der Schaffung von preiswertem Wohnraum

Dirk, Gerdes (KWL), Dr. Matthias Rasch (TRAVE), Simon Tubbesing (Architekturbüro Limbrock/Tubbesing HH), Dr. Maik Krüger (Innenministerium S.-H.), Marc Dreyer (Fa. Schütt), Stefan Probst (Lübecker Bauverein) diskutierten mit Kommunalpolitikern zum Thema „Bezahlbarer Wohnraum“

Die Bürgerschaftsfraktion Die Unabhängigen haben am vergangenen Mittwoch ein Fachgespräch zum Thema „Bezahlbarer Wohnraum“ durchgeführt.

Lübecker Wohnungsbaugesellschaften, Vertreter des Innenministeriums Schleswig-Holstein sowie ein Architekt aus Hamburg diskutierten mit Kommunalpolitikern, wie Normalverdiener zu bezahlbaren Wohnungen kommen können, als Mieter, aber auch als Eigentümer.

Eine wichtige Erkenntnis der Veranstaltung: Der Bau von Wohnraum mit einer Miete von € 8 €/qm ohne öffentliche Förderung ist möglich. Dass dies auch für den Investor rentierlich sein kann, erläuterte der Architekt Simon Tubbesing an einem Beispiel in Hamburg-Neugraben. Das Zauberwort hieße Verzicht, und zwar auf Tiefgarage, Keller und Flure in der Wohnung. Da keine öffentlichen Fördermittel eingesetzt würden, gäbe es auch keine Einkommensgrenzen. Die 43 Wohnungen seien bezogen, die Mieter zufrieden.

„Dem Wohnungsbau mit Minderstandards steht die Wohnungswirtschaft grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber, die überhitzte Bauwirtschaft zwingt gerade dazu“, so der baupolitische Sprecher der Unabhängigen Frank Müller-Horn.

Eine weitere Erleichterung für den Erwerb von Wohnungseigentum durch Normalverdiener wurde präsentiert. Dr. Maik Krüger, Vertreter des Innenministeriums, wies auf neue Förderungsprogramme hin. Danach könne das Baukindergeld in einer Summe ausbezahlt werden. Das ersetze fehlendes Eigenkapital. Auch langfristige öffentliche Darlehen können als Eigenkapitalersatz eingesetzt werden. Damit haben Normalverdiener einen leichteren Zugang zum Immobilienmarkt.

Damit diese Initiativen auch umgesetzt werden, plädiert Müller-Horn dafür, entsprechende Flächen schon in der Bauleitplanung vorzusehen: „Das Fachgespräch zum bezahlbaren Wohnraum zeigte wichtige Ansätze, die auch in Lübeck angewandt werden sollten. Kostengünstigeres Bauen bedeutet nicht automatisch Verzicht auf Qualität. Zusätzlich sollte die Stadt bei der Ausweisung von Baugrundstücken bereits Quoten vorsehen: Ein Drittel der Grundstücke an junge Familien mit Kindern, ein Drittel an Einheimische und ein Drittel an Zuziehende. Ein ausgewogener Mix, um unterschiedliche Bedarfe zu berücksichtigen.“

Für Wolfgang Neskovic ist der Austausch zwischen Bauwirtschaft und Kommunalpolitik wichtig: „Von diesem Austausch haben Politik als auch die Wohnungswirtschaft profitiert. Der Austausch sollte zum Vorteil beider regelmäßig stattfinden“.