Kritik an Sprach- und Tatenlosigkeit der Baudenkmalpflege

Lübeck feiert 35 Jahre Welterbe-Status. Doch es häuft sich massive Kritik an der Aufstellung der Lübecker Baudenkmalpflege. Der Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege, Detlev Stolzenberg (Die Unabhängigen), kritisiert, dass Bürgermeister Lindenau die Abteilung Baudenkmalpflege so schlecht aufstellt, dass in den letzten Monaten eine Sprach- und Tatenlosigkeit festzustellen ist: „Die Ergebnisse der Denkmaltopographie von 2017 werden von der Denkmalverwaltung viel zu langsam vollzogen. Die Inventarisation ist eine hoheitliche Aufgabe der oberen Denkmalschutzbehörde. Bürgermeister Lindenau riskiert durch seine Untätigkeit, dass über eine Aberkennung des Status als obere Denkmalsschutzbehörde diskutiert wird.“

Stolzenberg führt als aktuelles Beispiel das Gebäude Wakenitzmauer 164/166 an, das von einer Lübecker Wohnungsbaugesellschaft saniert wird. Das Gebäude ist in der Denkmaltopographie von 2017 als Denkmal geführt und in Bild und Wort dokumentiert. Allerdings hat die Lübecker Denkmalpflege dieses Gebäude immer noch nicht in die Denkmalliste eingetragen. Die Folge: Das Gebäude wird nicht denkmalgerecht saniert.

„Was ein Denkmal ist und was nicht, ergibt sich seit dem neuen Denkmalschutzgesetz 2015 nicht mehr aus einem hoheitlichen Akt der Abteilung Denkmalpflege und auch nicht aus der von ihr geführten Denkmalliste, sondern aus den Kriterien des Denkmalschutzgesetzes. Die Denkmaltopographie stellt dies für das Gebäude Wakenitzmauer 164/166 fest. Jetzt wurden biedermeierliche Fenster entfernt und durch Kunststofffenster ersetzt. Dies macht fassungslos. Das erfolgreiche Wirken der Denkmalpflege in Lübeck in den vergangenen 40 Jahren wird aktuell durch Taten- und Sprachlosigkeit in Frage gestellt. Lübeck galt bundesweit als Musterbeispiel für erfolgreiche praktische Denkmalpflege.“

Stolzenberg nennt zahlreiche Beispiele für das aktuelle Versagen: „Der Abriss der Weißen Villa am ZOB. Der Verlust weiter Teile des Güterbahnhofsensembles. Die Tatenlosigkeit bei der Bischofsherberge in der Großen Burgstraße. Dendrologische Untersuchungen werden bei besonderen Sanierungsobjekten nicht mehr gemacht. Bauforschung an den jetzt freigelegten ältesten Teilen der Stadtmauer wird nicht für notwendig angesehen. Der drohende Verlust von Kellergewölben im Neuen Buddenbrookhaus.“

Die Unabhängigen haben deshalb einen Antrag zur Aufwertung der Baudenkmalpflege im Kulturausschuss gestellt. Sie wollen das die Abteilung wieder als eigenständiger Bereich von einer qualifizierten Person geleitet wird, die dem Druck der Verwaltungsspitze standhält: „Wir erleben aktuell eine Demontage der Lübecker Denkmalpflege. Bürgermeister Lindenau (SPD) maßt sich an, als oberster Lübecker Denkmalpfleger abzuwägen und entscheiden zu können. Fragen im Kulturausschuss an die Denkmalpflege werden nur nach Freigabe durch die Kultursenatorin Frank (SPD) beantwortet. Fragen zum Umgang mit der Denkmalsubstanz bei den unterschiedlichen Konzepten für Schuppen 9 wurden aktuell erst gar nicht zugelassen. Diese Bevormundung der Fachbehörde durch die Verwaltungsspitze muss ein Ende haben.“