
Marktbeschicker werden unter Druck gesetzt: Drastische Erhöhung der Standgebühren oder Privatisierung der Wochenmärkte!
Mit dieser Maximalforderung tritt das Liegenschaftsamt den Marktbeschickern auf dem Brink entgegen. Anlass dafür ist ein Auftrag der Bürgerschaft von August 2018, der eine Qualitätsverbesserung der Wochenmärkte bei dauerhaft ausgeglichener Finanzierung zum Ziel hat. Vorstellungen des Liegenschaftsamtes dazu wurden im Februar 2020 in einem Bericht der Bürgerschaft vorgelegt. Von einer drastischen Erhöhung der Standgebühren oder gar Privatisierungsüberlegungen stand in dem Bericht nichts. Der Bericht wurde – wie so oft – von der Bürgerschaft zur Kenntnis genommen, ohne einen konkreten Handlungsauftrag an die Verwaltung.
Erstaunt reagierten die Marktbeschicker nun auf die Vorschläge der Verwaltung. Eine Erhöhung der Standgebühren um 150% wurde angekündigt. Als weitere Option wurde eine Privatisierung der Wochenmärkte ins Gespräch gebracht. Die Begründung hierzu seien vor allem die zu hohen Kosten (Defizit 2016 bis 2019 ca. 200.000 Euro p.a.). Kurz: Die Wochenmärkte seien für die Stadt unwirtschaftlich. Ein wesentlicher Kostenfaktor sei dabei die mit zwei Stellen besetzte Marktaufsicht, die jedoch, nach Auffassung der Marktbeschicker, reduziert werden könnte.
Frank Müller-Horn, Fraktionsmitglied der Unabhängigen erklärt dazu: „Sicher ist es angemessen, den Marktbeschickern höhere Standgebühren zuzumuten, aber in moderaten Schritten. Eine Erhöhung um 150% ist unangemessen und wird gerade kleinere Anbieter, die besonders zur Vielfalt des Marktes beitragen, zur Aufgabe zwingen. Aber auch für größere Stände kann es problematisch werden, macht dies doch eine Erhöhung der Kosten zwischen 10.000, – und 14.000, – Euro p.a. aus.
Eine Privatisierung der Märkte ist eine schlechte Idee. Lübeck gäbe etwas aus der Hand, das den Charme und die Vielfältigkeit dieser Stadt mitprägt. Ins Gespräch wurde von der Verwaltung die „Marktgilde“ als ein möglicher Betreiber gebracht. Diese ist in Süddeutschland wohl bekannt, aber nicht unumstritten. So wird kritisiert, dass dieser Betreiber, zu Lasten des Nahrungsmittelangebots, den Textilanteil des Warenangebots unangemessen erhöht.
Manche Märkte nehmen auch ohne Zutun der Verwaltung eine gute Entwicklung, wenn eine angemessene Grundausstattung vorhanden ist. Sie revitalisieren sich mittels einer durchdachten Erweiterung des Angebots. Das belegt zum Beispiel der Wochenmarkt am Brink. Mit der Erweiterung der Mikrogastronomie wird der Markt zunehmend auch als Ort der Kommunikation wahrgenommen und gewinnt so zusätzlich an Attraktivität.
Der Bürgermeister ist aufgefordert, endlich ein schlüssiges Konzept vorzulegen, das sowohl den Interessen der Marktbeschicker als auch denen der Stadt Rechnung trägt. Eine Privatisierung der Wochenmärkte darf kein Bestandteil dieses Konzeptes sein.“