
Über 100 Besucher konnte der Fraktionsvorsitzende der Unabhängigen Detlev Stolzenberg am Sonntag im Lübecker Rathaus begrüßen. Die Fraktion hatte zu ihrer Jahresauftakt-Rede 2020 den Verkehrsexperten Prof. Dr. Heiner Monheim eingeladen. Stolzenberg machte deutlich, dass in Lübeck lange über Verkehrsberuhigung und Mobilitätswende diskutiert wird: „Wir wollen jetzt mit ersten Maßnahmen beginnen.
Was kann eine Stadt wie Lübeck tun?“ Monheim kennt Lübeck aus früheren Arbeiten und ließ sich nicht lange bitten: „Lübeck präsentiert sich immer noch als autodominierte Stadt. In der Innenstadt gibt es überall Aufenthaltsräume für parkende Autos. An Aufenthaltsräumen für Menschen fehlt es jedoch. Diese Verhältnisse müssen umgekehrt werden. Sitzbänke und Bäume müssen her. Wohnstraßen können zu Velo-Routen von aufeinanderfolgenden Fahrradstraßen umgewidmet werden. Dadurch entstünde ein attraktives und sicheres Netz für Fahrradfahrer. Anwohnerstraßen, in denen Autos auf den Bürgersteigen parken und der Fußweg dadurch zu schmal für Rollstühle und Kinderwagen wird, müssen als verkehrsberuhigte Zonen ausgewiesen werden. Dann kann die Fahrbahn von den Fußgängern genutzt werden und Autos müssen Rücksicht nehmen.“ Die häufigen Bedenken der Straßenverkehrsbehörde lässt Monheim nicht gelten: „Durch das aufgeschulterte Parken ist das Separationsprinzip bereits aufgehoben. Der Bordstein ist durch parkende Autos verschwunden. Diese Straßen sind Mischflächen. Mehr als das Aufstellen von Verkehrsschildern ist in der Regel nicht erforderlich.
Die Umgestaltung der Beckergrube ist richtig. Aber dies muss konsequent und in guter Qualität vollzogen werden. Und es gibt etliche weitere Straßen in der Innenstadt, die ebenso umgestaltet werden sollten.“
Monheim brach eine Lanze für die Vorstädte und Travemünde: „In Travemünde kann flächendeckend Tempo 30 eingeführt werden, ohne dass der Verkehrsfluss ins Stocken gerät.“ Vierspurige Hauptverkehrsstraßen innerhalb der Stadt hält der Verkehrsexperte nicht für sinnvoll. „Der Platz in der Stadt ist begrenzt und kann besser für andere Nutzungen zur Verfügung gestellt werden.“ Monheim lobte die Initiative der Unabhängigen zu konkreten Maßnahmen für mehr Verkehrsberuhigung und bot fachliche Unterstützung an, um Stadtspitze und Politik für diese Ideen zu gewinnen. Die Unabhängigen wollen dazu im Frühsommer eine Verkehrsschau mit Monheim organisieren, zu der die Entscheider aus Verwaltung und Politik eingeladen werden.

Den musikalischen Auftakt leistete das Lübecker Duo „Il Convivio“, bestehend aus der Cellistin Maria Marr und dem italienischen SingerSongwriter Francesco di Bartolo.