
In der kommenden Bürgerschaftssitzung steht der Antrag der Unabhängigen auf der Tagesordnung, nicht nur die durch die Corona-Pandemie in Not geratenen Kultureinrichtungen finanziell zu unterstützen, sondern auch die Solokulturschaffenden.
Dazu erklärt der kulturpolitische Sprecher der Unabhängigen Wolfgang Neskovic: „Gerechtigkeitsgründe gebieten es, die nicht in städtischen oder privaten Einrichtungen tätigen Solokulturschaffenden mit denen gleich zu behandeln, die in städtischen oder privaten Einrichtungen arbeiten. Während zum Beispiel die beim Lübecker Theater arbeitenden sogenannten Gastkünstler als Solokulturschaffende unterstützt werden, gehen die in keiner städtischen oder privaten Kultureinrichtung tätigen Solokulturschaffende bislang leer aus.
Das ist ungerecht und willkürlich.
Für diese offenkundige Ungerechtigkeit gibt es keine plausible Begründung.
Insbesondere lässt sie sich auch nicht damit rechtfertigen, dass dafür keine finanziellen Mittel zur Verfügung stünden. Der für die Kulturszene geschaffene Hilfsfonds in Höhe von 1,2 Millionen ist bislang noch nicht einmal zur Hälfte in Anspruch genommen worden. Es verbleibt somit noch ein erheblicher finanzieller Spielraum für anderweitige kulturelle Hilfeleistungen.
Zudem ist davon auszugehen, dass der Kreis derjenigen, die sich zu einer entsprechenden Antragstellung entschließen würden, überschaubar bleiben dürfte.
Zwar haben entsprechende Gespräche mit Betroffenen ergeben, dass einerseits objektiv ein nennenswerter Bedarf besteht. Anderseits haben die Gespräche jedoch auch Anhaltspunkte für die Befürchtung geliefert, dass die subjektive Bereitschaft, sich entsprechenden (bürokratischen) Antragsverfahren anzuvertrauen, von Skepsis und Zurückhaltung geprägt sein dürfte. Die spezifisch-künstlerische Lebenssituation, in der sich Solokulturschaffende befinden, fördert die Mentalität des Einzelkämpfers bzw. der Einzelkämpferin. Sie sind es gewohnt, sich auch (ohne fremde Hilfe) „irgendwie durchzuschlagen“. Außerdem sind Sie im Regelfall nicht ausreichend vernetzt und organisiert.
Weiterhin wird berichtet, dass sich in Lübeck bereits gut ausgebildete und sehr begabte, hauptberuflich tätige Solokulturschaffende entschlossen haben, Ihre künstlerische Tätigkeit aufzugeben, um sich auf anderen Berufsfeldern ihren Lebensunterhalt zu sichern.
Sie gehen so der Kunstszene in Lübeck verloren. Diesen absehbaren Verlust an künstlerischer Vielfalt sollte die Kulturstadt Lübeck nicht in Kauf nehmen.
Deswegen appellieren die Unabhängigen an die anderen Bürgerschaftsfraktionen, diesen Personenkreis nicht im Stich zu lassen. Insbesondere von der CDU-Fraktion erwarten die Unabhängigen eine entsprechende Unterstützung. In der Vergangenheit ist der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Lars Rottloff zu Recht nicht müde geworden, Hilfeleistungen ausnahmslos für sämtliche Kulturschaffende zu fordern.“